Moderne Wasserleitung und Pumpwerk in den Jahren 1898 bis 1901

Am 24. Februar 1898 wurde in einer außerordentlichen Gemeindeausschusssitzung einstimmig beschlossen, zur 50jährigen Jubelfeier Kaiser Franz Josef I. eine geschlossene Wasserleitung direkt von der Quelle des Stadtbaches bis zum Brunnhaus zu verlegen. Die Herstellungskosten wurden nach Antrag so geregelt, dass durch den Bau weder die Gemeindeumlage noch die Umlagen auf Fleisch, Wein und Bier erhöht werden mussten. Zwecks Vergabe der erforderlichen Arbeitsleistungen für die neue Wasserleitung wurde für den 1. August 1898 eine Offertverhandlung von der Stadtgemeindevorstehung ausgeschrieben, welche die Herstellung eines Sammelbrunnens an der Quelle und die Herstellung des Rohrstranges von rund 1750 Meter, teils mit Gussröhren teils mit doppelt glasierten Steinzeugröhren, umfasst.

Abbildung: Kundmachung zur Sicherstellung für die Quellenfasung, Legung eines Rohrstranges und aller damit verbundenen Arbeiten bei der Wasserleitung in Braunau am Inn (Stadtarchiv Braunau am Inn)

Bei der am 17. August 1898 abgehaltenen außerordentlichen Gemeindeausschusssitzung wurde dann einstimmig beschlossen, dem Baumeister Anton Danna in Braunau die Ausführungsarbeiten der Quellenfassung und der Zuleitung bis zur Pumpe in der Pumpstation zu übertragen. Die Bauarbeiten hatten unverzüglich zu beginnen und mussten bis zum 15. November 1898 abgeschlossen sein.

Aber wie man es aus vergangen Jahrzehnten schon fast gewohnt war, verliefen auch die Bauarbeiten zur neuen Wasserleitung nicht ganz so reibungslos wie erhofft. Und damit waren natürlich auch weitere, sagen wir mal, nicht gerade freundliche Berichte in der heimischen Presse vorprogrammiert.

Der Bau der neuen Wasserleitung geht äußerst langsam vorwärts und es dürfte der Termin zur Übergabe bedeutend überschritten werden. Schuld daran ist die schülerhafte Durchführung der ganzen Arbeit, unpraktisches Herumpfuschen und langsames Vorwärtstrachten, sodass wegen der monatelangen Verschotterung der Reichsstraße schon allgemeine Unzufriedenheit besteht. Der 15. November, letzter Termin der Übergabe, steht vor der Tür, die Röhrenleitung, vom Sammelbassin weg, ist auch noch nicht angezapft und die bereits gelegten Rohre rinnen bei den Muffen, so dass bei einer übereilten Übernahme und Zuschüttung für die Gemeinde die Gefahr besteht, anstatt einer bewährten Wasserleitung, einen Kanal mit Blasen neben der Aussicht auf alljährlich wiederkehrendes Aufgraben übernehmen zu müssen. Und die Moral von der Geschicht: Man gehe gleich zum Schmied, zum Schmiedl nicht! (Neue Warte am Inn, 12. November 1898)

Abbildung: Quellenfasungskessel am Stadtbach in Braunau (Stadtarchiv Braunau am Inn)

Nach der Beseitigung der beanstandeten Mängel und einigen kleineren Verzögerungen konnte am Freitag, den 12. Mai 1899 die neue Wasserleitung endlich in das Brunnhaus eingeleitet werden. Das Wasser entsprach vollkommen den gehegten Erwartungen und ab diesem Zeitpunkt konnte auch wieder bedenkenlos aus jedem Röhrlbrunnen getrunken werden. Besonders stolz war man aber auf die Temperatur des Wassers von 8 Grad Reamur, wodurch, wie die Neue Warte am Inn damals berichtete, Braunau jetzt ein besseres Trinkwasser vorweisen konnte als Salzburg, Linz und Wien.

Nun, die Freude über die langersehnte neue Wasserleitung war nur von kurzer Dauer, denn nach gut einem Monat wies jetzt das alte Pumpwerk im Brunnhaus erhebliche Mängel auf. Angesichts der beträchtlichen Kosten für die Reparatur wurde bei der am 29. August 1899 im Gemeinderatssaal abgehaltenen ordentlichen Gemeindeausschusssitzung einstimmig beschlossen, den Bau eines neuen Wasserpumpwerkes der Firma Rumpel und Waldek aus Wien zu übertragen mit der Verpflichtung, das Pumpwerk bis Ende Juni 1900 fertig zu stellen.

Im Protokoll der am 13. Jänner 1900 abgehaltenen ordentlichen Gemeindeausschusssitzung ist Folgendes zum neuen Wasserpumpwerk zu lesen.

Die Firma Rumpel und Waldek teilt mit, dass das neue Wasserpumpwerk in Arbeit steht und fragt an, wann mit der Aufstellung begonnen werden kann. Da das vorliegende Projekt nicht den Anforderungen entspricht, wird auf Antrag einstimmig beschlossen, die Bausektion zu beauftragen, einen eigenen Vorschlag über das zu erbauende Pumpwerk in allen Punkten auszuarbeiten, welcher der Firma Rumpel und Waldek vorgelegt werden soll, die sich dann darüber in Puncto Kosten mit einem neuen Plan äußern kann. Im Falle des Scheiterns der Verhandlungen mit obengenannter Firma ist das Projekt neu auszuschreiben.

Leider konnte keine Einigung über die zu erwartenden Kosten erzielt werden und somit wurde der Bau eines Wasserpumpwerkes zur städtischen Wasserleitung in Braunau am Inn im Wege einer zweiten öffentlichen Offertausschreibung vergeben.

Abbildung: Offertausschreibung für das Wasserpumpwerk der Stadt Braunau (Stadtarchiv Braunau am Inn)

Laut Protokoll bei der am 19. Mai 1900 im Gemeinderatssaal abgehaltenen ordentlichen Gemeindeausschusssitzung erhielt Herr Karl Straußberger, Maschinenfabrikant in Osternberg, den Zuschlag für das Projekt und als Termin der Fertigstellung wurde der 15. September 1900 vorgegeben. Weiter heißt es in diesem Protokoll: Zwischen der Firma Straußberger und der Gemeinde Braunau ist ein Bauvertrag abzuschließen, dahingehend, dass eine dreijährige Garantie zu leisten ist und die Radschaufeln aus Eisenblech herzustellen sind.

Die Arbeiten am neuen Wasserpumpwerk schritten zunächst noch recht zügig voran, bis nach einigen Monaten schon fast erwartungsgemäß auch bei diesem Projekt anhaltende technische Schwierigkeiten auftraten. Und so kam es schließlich, wie es kommen musste. Der vereinbarte Fertigstellungstermin konnte nicht eingehalten werden und Herr Karl Straußberger ersuchte um Verlängerung des Bautermins für das Pumpwerk bis zum 15. Mai 1901.

Im Protokoll der am 18. September 1900 abgehaltenen ordentlichen Gemeindeausschusssitzung ist Folgendes über die Verlängerung des Bautermins zu lesen.

Es wird einstimmig beschlossen, dem Ansuchen des Herrn Karl Straußberger dahin Rechnung zu tragen, dass der Bau des Pumpwerkes bis 15. Mai 1901 vollendet sein muss. Herr Karl Straußberger hat das alte Pumpwerk bis zur Vollendung des neuen Pumpwerkes ordentlich in Stand zu halten und etwaige Gebrechen desselben sofort auszubessern, widrigenfalls allfällige Reparaturen auf Kosten des Unternehmers Karl Straußberger hergestellt werden.

Abbildung: Karl Straußberger, Maschinenfabrikant aus Osternberg (Kabinettfoto, Archiv Renate Hoerner)

Nach diesem fast schon endlos anmutenden Hin und Her erschien am 18. Mai 1901 die bereits sehnsüchtig erwartete Mitteilung in der Neuen Warte am Inn.

Das Wasserpumpwerk unserer neuen Wasserleitung ist der Vollendung nahe und bleibt zur endgültigen Einrichtung desselben der Stadtbach am Freitag den 17. Mai und Samstag den 18. Mai des Monats abgekehrt. Durch Erhöhung des Wasserturmes um 5 Meter dürfte beinahe jedes Haus der Stadt bis zum 3. Stock durch Hydranten mit Wasser versorgt werden können. Wenn nur das Wasser der gedeckten Quellenleitung hierzu ausreicht.

Die Bewohner der Stadt Braunau gingen jetzt davon aus, dass die Sache damit ein für alle Mal erledigt wäre, aber weit gefehlt! Im Herbst des Jahres 1901 stand das Wasserpumpwerk neuerlich im Mittelpunkt des journalistischen Interesses, wie nachfolgender Artikel aus der Neuen Warte am Inn vom 26. Oktober 1901 zeigt.

Das Wasserwerk der städtischen Brunnenleitung muss schon 3 Wochen wegen zutage getretener Mängel gesperrt werden und funktioniert nur einige Stunden in der Nacht während der Arbeitspausen. Wie es scheint, waltet über diese Unternehmung ein eigener Unstern. Denn schon bei dem Bau der Leitung vom Quellengebiet bis zum Brunnhaus gab es seinerzeit böse Umstände und jetzt wieder diese Störung, was sehr fatal und kostspielig ist.

Da sich der weitere Ablauf bezüglich der Bauarbeiten eines, sagen wir mal, neuerlich neuen Wasserpumpwerkes zur städtischen Wasserleitung in Braunau am Inn nicht nennenswert vom Ablauf der bereits bekannten Vorgehensweise unterscheidet, haben wir uns hinsichtlich der Berichterstattung auf die Vollendung des mittlerweile 3. Wasserpumpwerkes beschränkt.

Das neue städtische Wasserpumpwerk ist nun fertig. Als langjähriges Schmerzenskind aller Lokaleinrichtungen hat es schon viele Krisen durchgemacht, bis endlich die Hoffnung gefasst werden konnte, es sei nun an eine dauernde und praktische Arbeitsleistung des ganzen Mechanismus zu glauben. Das Lob gebührt der Armaturen- und Maschinenfabriks-Aktiengesellschaft vormals J. Hilbert in Wien, welche nun dem vorhandenen Raum und der zu Gebote stehenden Wassermenge entpsrechend ein Pumpwerk hergestellt hat, das allen Anforderungen der Neuzeit entspricht, und hoffentlich tadellos für lange Zeit funktionieren wird. Am Mittwoch, den 4. Dezember wurde die Veranlagung definitiv von der Stadtverwaltung übernommen. (Neue Warte am Inn, 7. Dezember 1901)