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Eigenartige Unglücksfälle am Stadtbach

Am 7. Juli 1914 passierte abends kurz vor 8 Uhr ein Unglück bei der Kunstmühle und Elektrizitätswerk des Herrn Josef Berger (Mühlengasse 4). Ein fünfjähriger Knabe begab sich durch die Mühle auf den Steg, der über den Stadtbach führt. Hier stürzte er in den Bach, wurde durch das Mühlrad getrieben und gelangte beim Hause des Herrn Fischer (Mühlengasse 2) wieder heraus. Eine Frau, die sich gerade beim Bache befand, fischte den Kleinen auf und trug ihn in das Haus des Herrn Fischer. Der Knabe hatte eine klaffende Wunde am Kopfe erlitten. Es ist ganz merkwürdig, dass der Kleine nicht vom Mühlrade erdrückt wurde oder ertrunken ist. Herr Doktor Pascher ordnete die Überführung des Knaben in das städtische Krankenhaus an (Neue Warte am Inn, 7. Juli 1914).

Abbildung: Braunauer Kunstmühle Josef Berger, Mühlengasse 4 (Foto Privat)

Dass der Stadtbach in alter Zeit nicht mit dem heutigen kümmerlichen Rinnsal zu vergleichen ist, sondern durchaus ein kräftiges Bächlein war, zeigt sich im folgenden Artikel.

Im November 1889 war die Schleifmühle zu Braunau von einem großen Unglück bedroht, das aber glücklicherweise doch nur mit materiellem Schaden ausging. Damals brach nämlich, während das Werk im Gange war, ein Schleifstein von zwei Meter im Durchmesser und 35 cm Stärke mitten entzwei. Die Bruchstücke wurden mit extremer Heftigkeit gegen den Plafond geschleudert und schlugen dort auf eine eiserne Traverse. Infolge der heftigen Erschütterung stürzte der Ofen in der Schleiferwerkstätte und im ersten Stockwerk zusammen. Die Zimmertür wurde ausgehoben und alle Bilder fielen von den Wänden. Kurz vorher hatte der Lehrjunge auf dem Stein geschliffen und wäre nicht gerade dessen Jausenzeit gewesen, so würde der Bursche, der nur ganz geringe Verletzungen erlitten hat, sicherlich arg gefährdet worden sein (Neue Warte am Inn vom 15. April 1899).

Abbildung: Blick in den Schleifmühlgraben (Archiv Renate Hoerner)

Eine billige Nachtherberge, die teuer zu stehen kam. Am Donnerstag, den 29. Mai 1890 ereignete sich ein Unglücksfall, der sehr eigenartigen Ursachen entsprang. Im Gasthof Gurtner (Pfarrhofgasse 1) wurde seit einiger Zeit beobachtet, dass ein Zimmer, welches sich auf der Seite gegen den Schleifmühlgraben befindet, von einer fremden Person des nachts unerlaubt bewohnt wurde. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag wiederholte sich das Geschehen, doch war man bereits in der Lage, die Identität der Person festzustellen. Es handelte sich um eine entlassene Kellnerin des Gasthofes Gurtner, die sich den Schlüssel des Zimmers angeeignet hatte. Sie bezog abends im besagten Zimmer ihr Nachtquartier, um am anderen Tag zeitig am morgen wieder auszufliegen. Am Donnerstag früh wollte man die Kellnerin festnehmen, doch war die Türe des Zimmers versperrt, sodass man sie mit Gewalt öffnen musste. Eigenartigerweise war niemand im Zimmer anzutreffen, jedoch sollte sich dieses seltsame Rätsel bald aufklären. Die unvorsichtige Kellnerin war in der Absicht, sich zu verbergen, auf das unter dem Fenster befindliche Dach gestiegen, dort abgerutscht und in den mehrere Meter tiefer gelegenen Schleifmühlgraben gestürzt. Die noch junge Person hatte einen Beinbruch und eine Zerschmetterung des Schlüsselbeins erlitten und wurde in das städtische Krankenhaus gebracht (Neue Warte am Inn, 1. Juni 1890).

Abbildung: Blick in den Schleifmühlgraben (Ansichtskarte)

Digitale Bilderkarte zum Schleifmühlgraben

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Das Google Maps Navigationssystem ist zwar sehr zuverlässig, aber sicherlich nicht unfehlbar. Als aufmerksamer Spaziergänger sollten sie also vor allem Ihre Umgebung immer genau im Blick haben und nicht nur mit gebeugtem Kopf Smartphone und Co fixieren. Dann steht einem unbeschwerten Ausflug nichts mehr im Wege.

Natürlich können Sie sich auch mit einem "analogen Navigationssystem", sozusagen "auf des Schusters Rappen" ausgerüstet mit einem Stadtplan an den gewünschten Zielort begeben.

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