Belagerung der Festung Braunau im Jahre 1743
Wer in Braunau durch die Linzer Strasse spaziert und seinen Blick nach oben richtet, sieht auf dem prächtigen Steilgiebel des Hauses Linzer Str. 21 - Alter Weinhans ein Pferd aus Eisen.
Abbildung: Alte Ansicht der Linzer Straße mit dem Eisernen Ross (Archiv Renate Hoerner)
Dieses metallene Denkmal erinnert an die Schrecken des österreichischen Erbfolgekrieges. Damals, als die österreichische Kaiserin Maria Theresia an die Macht kam, beanspruchten benachbarte Könige und Fürsten Teile ihres Reiches. Dadurch kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit verheerenden Folgen. Im Mai 1743 zogen sich bayrische Truppen im Verlauf der Kämpfe in die Festung Braunau zurück. Die kaiserlichen Soldaten wollten die Stadt erobern und schlossen sie vollständig ein. Braunau befand sich im Belagerungszustand, der Stadtbach wurde in die Mattig abgeleitet und dadurch die Verteidigungskraft der Stadt erheblich geschwächt. Durch Kanonenbeschuss wurden mehrere Häuser zerstört, zahlreiche Menschen schwer verletzt und nicht wenige getötet.
Abbildung: Prospect von der Action bey Braunau, den 9ten May 1743 (Stadtarchiv Braunau am Inn)
Schon nach kurzer Zeit waren die Lebensmittel fast vollständig aufgebraucht und auch der Stadtbach, die Lebensader der Festung Braunau, führte kein Wasser mehr. Das Trinkwasser wurde knapp und alles Essbare musste an den kommandierenden Fürsten Ludwig von Sachsen Hildburghausen abgeliefert werden. Der Festungskommandant wollte die Lebensmittel gerecht verteilen, deshalb standen auch zwei Galgen für jene bereit, die zu Hause Lebensmittel versteckt hatten. Trotzdem wurden die Vorräte und das Trinkwasser immer weniger, und über 400 Menschen verhungerten. Die Hungersnot soll so groß geworden sein, dass man selbst Pferdefleisch essen musste. Als das allerletzte Pferd geschlachtet worden war, kam es endlich zum Waffenstillstand und die Tore der Festung öffneten sich. Als Andenken an diese schreckliche Begebenheit wurde auf dem Giebel des Hauses, in dem das letzte Pferd geschlachtet worden war (Linzer Str. 21 - Alter Weinhans), ein eisernes Ross angebracht.
Abbildung: Alte Karte der Festung Braunau anno 1743 (Stadtarchiv Braunau am Inn)
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, erlangte das Eiserne Ross noch einmal traurige Berühmtheit. Die ersten einziehenden amerikanischen Soldaten benutzten das Denkmal als Zielscheibe. Die Einschusslöcher sind noch heute zu sehen.
Abbildung: Das eiserne Ross am Giebeldach des Hauses Linzerstraße 21 (Foto Manfred Rachbauer)
Auch ein Gedicht wurde über das Eiserne Ross geschrieben:
Das Eiserne Ross
Dort wo im raschen Zuge sein dunkelgrünes Band
der Inn um feste Mauern und hohe Wälle wand,
liegt Braunau und inmitten seiner Häuser Schoß,
steigt hoch auf in die Lüfte ein altes Eisenross.
Wer kann geschichtlich deuten und wahrhaft geben kund,
warum dies Ross von Eisen noch stehet bis zur Stund.
Und wer es hat gestellet hoch auf das höchste Haus,
wo es schaurig schreitet, weit in die Luft hinaus.
Ein unverfälschtes Buch, die Sage des Volkes berichtet klar,
dass in den 40er Jahren Braunau belagert war.
Da gab es viele Wunden, da gab es vielen Schmerz,
die Bombe brach die Häuser, der Hunger brach das Herz.
Gar manches zarte Kindlein musst fort vom Erdenraum,
ihm war das des Lebens Lächeln ein kurzer schöner Traum.
Den Jüngling und die Männer voll Blut und Jugendkraft,
hat zu der kalten Grube der Hunger hingerafft.
Die Jungfrau trug vergebens den Brautkranz in dem Haar,
der Kreis sank mit der Mutter gleich unverschont zur Bahr.
Der Tod schien nur zu leben, des dunklen Jenseits Sohn,
nur eine Stimme schallet, der Sterbeglocke Ton.
In einem Hause hat man noch Pferdefleisch zum Kauf,
da gehn zum Schluss des Jammers die Fesungstore auf.
Dort wo den letzten Bürgern die letzte Nahrung floss,
erhöhten sie zum Denkmal der Not das Eisenross.
Abbildung: Notklippen geprägt 1743 während der Belagerung Braunaus durch österreichische Truppen. Das sächsische Wappen, darüber Fürstenhut zwischen der geteilten Jahreszahl, zu den Seiten Palmzweige (Foto Manfred Rachbauer)
Braunauer Notmünze 1743
In einer der Schauvitrinen der Herzogsburg Braunau am Inn kann eine Notmünze aus dem Jahre 1743 betrachtet werden. Es ist dies eine kleine, einseitig geprägte achteckige Klippe mit einem von Palmzweigen bedeckten Wappenschild, am oberen Ende mit der Inschrift Braunau, am unteren Ende 1743 May.
Im Buch über die Geschichte der Stadt Braunau von Konrad Meindl steht im Abschnitt über den österreichischen Erbfolgekrieg Folgendes geschrieben.
Zur Bezahlung der Garnison Braunau ließ der Kommandant, Prinz Ludwig von Sachsen-Hildburghausen, aus seinem Silberservice und Metallgefäßen Münzen von Gold, Silber und Blei prägen.
Diese Münze stammt also aus jener Zeit der Belagerung der Stadt Braunau durch die kaiserlich-österreichischen Soldaten, zu der auch in der Linzerstraße zum Andenken das bekannte Eiserne Ross auf dem Giebel der alten Weinwirtschaft (Linzer Str. 21 - Alter Weinhans) angebracht wurde.
Digitale Bilderkarte zum Eisernen Ross
Das Google Maps Navigationssystem ist zwar sehr zuverlässig, aber sicherlich nicht unfehlbar. Als aufmerksamer Spaziergänger sollten sie also vor allem Ihre Umgebung immer genau im Blick haben und nicht nur mit gebeugtem Kopf Smartphone und Co fixieren. Dann steht einem unbeschwerten Ausflug nichts mehr im Wege.
Natürlich können Sie sich auch mit einem "analogen Navigationssystem", sozusagen "auf des Schusters Rappen" ausgerüstet mit einem Stadtplan an den gewünschten Zielort begeben.